Verantwortlich: Lyss Pfarrkollegium
Bereitgestellt: 08.02.2022
Alte Kirche Lyss
Alte Kirche Lyss
Sie trägt den Namen Johanneskirchess und bietet Platz für max. 125 Personen (bei Normalbestuhlung) respektive 107 Personen (bei Trauungen).
Bei max. Belegung wird es eng und ein Wechsel in die Grosse Kirche ist angezeigt!
Sie trägt den Namen Johanneskirchess und bietet Platz für max. 125 Personen (bei Normalbestuhlung) respektive 107 Personen (bei Trauungen).
Bei max. Belegung wird es eng und ein Wechsel in die Grosse Kirche ist angezeigt!
Liebgewordenes Kleinod
Das alte, in seinem neuen Kleid sehr schmucke Kirchlein dient heute zu Abendgottesdiensten und ist ideal für Hochzeitsfeiern, für kleine Chorkonzerte, Kammermusikabende, Vorträge und Kunstaustellungen. Niemand möchte es mehr missen.
P. Schlunegger, aus „Kirchen im Seeland“
Uralt, alt, neu
Die auf den ersten Blick etwas abschätzende Bezeichnung «alte» Kirche erhielt sie erst 1934. als die «neue» Kirche gebaut wurde. In vorreformatorischer Zeit hiess sie St.-Johann-Kirche. im Gegensatz zur Marienkirche, der sogenannten Kirche von Oberlyss. die als ältestes Gotteshaus unserer Ortschaft galt und vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert auf dem Kirchhubel errichtet wurde.
Sowohl unser Lokalhistoriker, Dr. E. Oppliger, wie namhafte Kunsthistoriker glaubten, dass diese Kirche zu Oberlyss tatsächlich das älteste Gotteshaus unserer Ortschaft sei. Verschiedene Argumente und Tatsachen unterstützen diese Annahme: vorab die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dem Kirchenhubel in den Jahren 1931 - 1933, ferner die 1009 erstmalige Bezeichnung als Marienkirche.
Hier sei erwähnt, dass man bis zum Jahre 900 im Bistum Lausanne mindestens acht Marienkirchen zählte, unter anderen Payerne (587), Bargen (1159), Ins (1185), Kappelen und Vinelz. Die Urkunde von 1009 bestätigt, dass die Kirche von Oberlyss einem der ältesten Klöster der Schweiz, nämlich St-Maurice im Wallis, gehörte.
Zur Zeit der Kreuzzüge
Erst im Jahre 1238 wird in einem Schiedsspruch zwischen dem Kloster Frienisberg und dem Grafen von Thierstein angedeutet, dass es in Lyss zwei Kirchen gab. Dr. E. Oppliger nimmt an, die Kirche zu Niederlyss, die St-Johann-Kirche, sei im 11. oder 12. Jahrhundert entstanden. Zu dieser Annahme mag ihn die geschichtliche Tatsache bewogen haben. dass der Johanniterorden erst um 1048 entstand und nach dem 1. Kreuzzug (1096—1099) in einen Ritterorden umgewandelt wurde. Ferner, dass die Johanniter zu Münchenbuchsee dem Leutpriester der St.-Johann-Kirche zu Lyss auf Lebenszeit fünf Schupposen Land (60 Jucharten) nebst einer Mühle zu Lyss zu Lehen schenkten. Doch steht nirgends fest, dass die Johanniter die Kirche zu Niederlyss gründeten oder je ihr eigen nannten. Zudem weiss man, dass die Johanniter Johannes den Täufer als ihren Schutzpatron ansahen, während die Kirche zu Niederlyss eher dem Evangelisten Johannes geweiht zu sein schien. Dr. E. Oppliger bemerkt denn auch, dass ein genaues Datum der Kichengründung nicht feststellbar sei. Immerhin schien seine Annahme berechtigt, die St.-Johann-Kirche zu Niederlyss sei damals die «neue» Kirche gewesen.
Mysteriöse Grabstätte
Ausgrabungen wahrend der Renovation 1969 ergaben jedoch ganz überraschende Erkenntnisse: Prof. Dr. H.R. Sennhauser berichtet darüber, dass man in der Südwand ein sorgfältig geschontes, ins Fundamentmauerwerk einbezogenes Grab fand, mit Steinen umstellt und Platten abgedeckt. Er nimmt an, dass das Grab älter sei als die Kirche, jedoch beim Bau des ersten Gotteshauses möglichst geschont und seine Lage durch eine sogenannte Arkosol-Nische in der Wand kenntlich gemacht wurde.
Aus dem Jahre 700?
Durch Vergleich mit andern Arkosolgräbern, wie in St-Maurice und Einigen am Thunersee, mit Beigaben, die in die Zeit um 700 datieren, kommt er deshalb zu folgender Ansicht: «Die Tatsache, dass ältere Gräber in die erste Kirche von Lyss einbezogen wurden, erlaubt eine weitere Vermutung: Nach der Christianisierung der Landbevölkerung wurden da und dort von privaten Landbesitzern kleine Gotteshäuser errichtet, die der kirchlichen Betreuung der Gutsleute dienten. Die Kirche blieb im Besitz des Stifters, und der Eigentümer besass das Recht, sich in seinem Gotteshaus beisetzen zu lassen. So wurden diese „Eigenkirchen“ zu Mausoleen ihrer Stifter. Eine solche Stifterkirche, die aber (Arkosolgrab) eindeutig in spätantik-frühchristlicher Tradition steht, dürfte auch der erste Bau unter der Johanneskirche von Lyss gewesen sein. Die Datierung mag dann nicht allzu weit von derjenigen der ersten Kirche von Einigen abweichen.»
Das bedeutet also, dass der Bau unserer «alten» Kirche bis in die Zeit um 700 zurückreicht und ihre Bezeichnung mit Recht verdient
Das alte, in seinem neuen Kleid sehr schmucke Kirchlein dient heute zu Abendgottesdiensten und ist ideal für Hochzeitsfeiern, für kleine Chorkonzerte, Kammermusikabende, Vorträge und Kunstaustellungen. Niemand möchte es mehr missen.
P. Schlunegger, aus „Kirchen im Seeland“
Uralt, alt, neu
Die auf den ersten Blick etwas abschätzende Bezeichnung «alte» Kirche erhielt sie erst 1934. als die «neue» Kirche gebaut wurde. In vorreformatorischer Zeit hiess sie St.-Johann-Kirche. im Gegensatz zur Marienkirche, der sogenannten Kirche von Oberlyss. die als ältestes Gotteshaus unserer Ortschaft galt und vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert auf dem Kirchhubel errichtet wurde.
Sowohl unser Lokalhistoriker, Dr. E. Oppliger, wie namhafte Kunsthistoriker glaubten, dass diese Kirche zu Oberlyss tatsächlich das älteste Gotteshaus unserer Ortschaft sei. Verschiedene Argumente und Tatsachen unterstützen diese Annahme: vorab die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dem Kirchenhubel in den Jahren 1931 - 1933, ferner die 1009 erstmalige Bezeichnung als Marienkirche.
Hier sei erwähnt, dass man bis zum Jahre 900 im Bistum Lausanne mindestens acht Marienkirchen zählte, unter anderen Payerne (587), Bargen (1159), Ins (1185), Kappelen und Vinelz. Die Urkunde von 1009 bestätigt, dass die Kirche von Oberlyss einem der ältesten Klöster der Schweiz, nämlich St-Maurice im Wallis, gehörte.
Zur Zeit der Kreuzzüge
Erst im Jahre 1238 wird in einem Schiedsspruch zwischen dem Kloster Frienisberg und dem Grafen von Thierstein angedeutet, dass es in Lyss zwei Kirchen gab. Dr. E. Oppliger nimmt an, die Kirche zu Niederlyss, die St-Johann-Kirche, sei im 11. oder 12. Jahrhundert entstanden. Zu dieser Annahme mag ihn die geschichtliche Tatsache bewogen haben. dass der Johanniterorden erst um 1048 entstand und nach dem 1. Kreuzzug (1096—1099) in einen Ritterorden umgewandelt wurde. Ferner, dass die Johanniter zu Münchenbuchsee dem Leutpriester der St.-Johann-Kirche zu Lyss auf Lebenszeit fünf Schupposen Land (60 Jucharten) nebst einer Mühle zu Lyss zu Lehen schenkten. Doch steht nirgends fest, dass die Johanniter die Kirche zu Niederlyss gründeten oder je ihr eigen nannten. Zudem weiss man, dass die Johanniter Johannes den Täufer als ihren Schutzpatron ansahen, während die Kirche zu Niederlyss eher dem Evangelisten Johannes geweiht zu sein schien. Dr. E. Oppliger bemerkt denn auch, dass ein genaues Datum der Kichengründung nicht feststellbar sei. Immerhin schien seine Annahme berechtigt, die St.-Johann-Kirche zu Niederlyss sei damals die «neue» Kirche gewesen.
Mysteriöse Grabstätte
Ausgrabungen wahrend der Renovation 1969 ergaben jedoch ganz überraschende Erkenntnisse: Prof. Dr. H.R. Sennhauser berichtet darüber, dass man in der Südwand ein sorgfältig geschontes, ins Fundamentmauerwerk einbezogenes Grab fand, mit Steinen umstellt und Platten abgedeckt. Er nimmt an, dass das Grab älter sei als die Kirche, jedoch beim Bau des ersten Gotteshauses möglichst geschont und seine Lage durch eine sogenannte Arkosol-Nische in der Wand kenntlich gemacht wurde.
Aus dem Jahre 700?
Durch Vergleich mit andern Arkosolgräbern, wie in St-Maurice und Einigen am Thunersee, mit Beigaben, die in die Zeit um 700 datieren, kommt er deshalb zu folgender Ansicht: «Die Tatsache, dass ältere Gräber in die erste Kirche von Lyss einbezogen wurden, erlaubt eine weitere Vermutung: Nach der Christianisierung der Landbevölkerung wurden da und dort von privaten Landbesitzern kleine Gotteshäuser errichtet, die der kirchlichen Betreuung der Gutsleute dienten. Die Kirche blieb im Besitz des Stifters, und der Eigentümer besass das Recht, sich in seinem Gotteshaus beisetzen zu lassen. So wurden diese „Eigenkirchen“ zu Mausoleen ihrer Stifter. Eine solche Stifterkirche, die aber (Arkosolgrab) eindeutig in spätantik-frühchristlicher Tradition steht, dürfte auch der erste Bau unter der Johanneskirche von Lyss gewesen sein. Die Datierung mag dann nicht allzu weit von derjenigen der ersten Kirche von Einigen abweichen.»
Das bedeutet also, dass der Bau unserer «alten» Kirche bis in die Zeit um 700 zurückreicht und ihre Bezeichnung mit Recht verdient
Verschiedene Bauetappen
Welche Wandlungen hat sie in den mehr als tausend Jahren durchgemacht? Es steht also fest, dass unter der ehemaligen Johanneskirche ein noch älteres Gotteshaus bestand, eben diese Stifterkirche. Im weiteren bemerkt Professor Dr. Sennhauser, «dass sich bis jetzt aus den Fundamenten mindestens vier weitere Bauetappen erkennen lassen, und dass während allen Umbauten bis zur Reformation die Stelle des ersten Grabes respektiert und ausgezeichnet blieb».
Da der Schlussbericht über diese architektonischen Tatbestände noch nicht vorliegt, beschränken wir uns auf Erwähnung gewisser Einzelheiten.
Um das Jahr 1000 - dies haben die Ausgrabungen sichtlich ergeben - fand eine erste Erweiterung der Kirche statt. Linkerhand vom Chor baute man einen Glockenturm.
Man entdeckte sogar eine Glockengussgrube mit Bronzerückständen, die darauf hinweisen, dass eine Glocke an Ort und Stelle gegossen wurde. Vermutlich fiel die Kirche mindestens einmal einem Brand zum Opfer; denn in den teilweise neu aufgebauten Mauern fand man Brandspuren. Überreste von Rundbogenfenstern weisen auf romanische Zeit hin.
Bei den Erweiterungsarbeiten wurde immer wieder des Stifters in der Weise gedacht, dass man in der Südwand sein Grab durch eine Nische kenntlich machte. In dieser Nische kam eine Freske zum Vorschein, einen sogenannten «Feiertagschristus» darstellend, eine Christusfigur, umgeben von allerlei Werkzeugen, welche die Gläubigen eindringlich an die Heiligung des Sabbats erinnern sollte.
Von andern Fresken konnte nur diejenige der drei Marien am leeren Grabe Jesu in befriedigender Weise restauriert werden.
Im 16. und 17. Jahrhundert erfuhr die Kirche wieder einige Veränderungen: von 1565 datiert der Taufstein. 1661 entstand die schöne Kanzel, die 1935 in die neue Kirche versetzt wurde, 1675 schuf man neue Chorstühle und das Getäfer im Chor. Zur gleichen Zeit entstand die Empore mit roh gezimmerten Sitzbalken vorab reserviert für das sogenannte Collegium musicum (Musikanten und Sänger), das unter schulmeisterlicher Leitung die Orgel ersetzen musste, die es damals und bis 1919 in Lyss noch gar nicht gab.
Welche Wandlungen hat sie in den mehr als tausend Jahren durchgemacht? Es steht also fest, dass unter der ehemaligen Johanneskirche ein noch älteres Gotteshaus bestand, eben diese Stifterkirche. Im weiteren bemerkt Professor Dr. Sennhauser, «dass sich bis jetzt aus den Fundamenten mindestens vier weitere Bauetappen erkennen lassen, und dass während allen Umbauten bis zur Reformation die Stelle des ersten Grabes respektiert und ausgezeichnet blieb».
Da der Schlussbericht über diese architektonischen Tatbestände noch nicht vorliegt, beschränken wir uns auf Erwähnung gewisser Einzelheiten.
Um das Jahr 1000 - dies haben die Ausgrabungen sichtlich ergeben - fand eine erste Erweiterung der Kirche statt. Linkerhand vom Chor baute man einen Glockenturm.
Man entdeckte sogar eine Glockengussgrube mit Bronzerückständen, die darauf hinweisen, dass eine Glocke an Ort und Stelle gegossen wurde. Vermutlich fiel die Kirche mindestens einmal einem Brand zum Opfer; denn in den teilweise neu aufgebauten Mauern fand man Brandspuren. Überreste von Rundbogenfenstern weisen auf romanische Zeit hin.
Bei den Erweiterungsarbeiten wurde immer wieder des Stifters in der Weise gedacht, dass man in der Südwand sein Grab durch eine Nische kenntlich machte. In dieser Nische kam eine Freske zum Vorschein, einen sogenannten «Feiertagschristus» darstellend, eine Christusfigur, umgeben von allerlei Werkzeugen, welche die Gläubigen eindringlich an die Heiligung des Sabbats erinnern sollte.
Von andern Fresken konnte nur diejenige der drei Marien am leeren Grabe Jesu in befriedigender Weise restauriert werden.
Im 16. und 17. Jahrhundert erfuhr die Kirche wieder einige Veränderungen: von 1565 datiert der Taufstein. 1661 entstand die schöne Kanzel, die 1935 in die neue Kirche versetzt wurde, 1675 schuf man neue Chorstühle und das Getäfer im Chor. Zur gleichen Zeit entstand die Empore mit roh gezimmerten Sitzbalken vorab reserviert für das sogenannte Collegium musicum (Musikanten und Sänger), das unter schulmeisterlicher Leitung die Orgel ersetzen musste, die es damals und bis 1919 in Lyss noch gar nicht gab.
Kampf um Kirchenplätze
Die Empore war trotz der harten Sitzbalken auch bei andern Kirchgängern recht beliebt. Man stritt sich sogar manchmal recht unsanft um die Plätze, wie aus Chorgerichtsprotokollen ersichtlich ist. Da heisst es beispielsweise: «Am 24. July 1701 sind erschinnen vor Chorgericht Rudi Leyser, Jacob Leyser, Hans Leyser und Benz Roths Sohn, welche daselbst sind beschuldigt worden von wegen ihres unmenschlichen und höchst ärgerlichen drückens auf dem lättner (Empore) in währender predigt.» Sie entschuldigten sich: «Sie würden dies übeltat nimmer gethan haben, wann sie nicht von anderen, die nicht gesungen und sie aus ihrem ort haben treiben wollen, darzu währen gereizet worden.» Und «am 14. Hornung 1705 sind Stephan Bürgis von Weingarten beyd daselbsten von wegen des unverschamten drückens auf dem lättner und platzverschlagung der Sängeren, denen allein der vorderste theil gewidmet ist, ein jeglicher nechst einer guten aufgesetzten warnenkappen umb ein pfund abgestrafft worden».
Die Empore war trotz der harten Sitzbalken auch bei andern Kirchgängern recht beliebt. Man stritt sich sogar manchmal recht unsanft um die Plätze, wie aus Chorgerichtsprotokollen ersichtlich ist. Da heisst es beispielsweise: «Am 24. July 1701 sind erschinnen vor Chorgericht Rudi Leyser, Jacob Leyser, Hans Leyser und Benz Roths Sohn, welche daselbst sind beschuldigt worden von wegen ihres unmenschlichen und höchst ärgerlichen drückens auf dem lättner (Empore) in währender predigt.» Sie entschuldigten sich: «Sie würden dies übeltat nimmer gethan haben, wann sie nicht von anderen, die nicht gesungen und sie aus ihrem ort haben treiben wollen, darzu währen gereizet worden.» Und «am 14. Hornung 1705 sind Stephan Bürgis von Weingarten beyd daselbsten von wegen des unverschamten drückens auf dem lättner und platzverschlagung der Sängeren, denen allein der vorderste theil gewidmet ist, ein jeglicher nechst einer guten aufgesetzten warnenkappen umb ein pfund abgestrafft worden».
Alte Glocken und neues Glockenspiel
Besondere Beachtung verdient das Glockengeläute der alten Kirche. Wie schon erwähnt, wurde ums Jahr 1000 ein Glockenturm errichtet und eine Glocke gegossen. Ob es sich dabei um die 112 kg schwere Glocke aus vorreformatorischer Zeit handelt, mit der Inschrift in gotischen Kleinbuchstaben «lucas, marcus, matheus, johannes, amen», sei dahingestellt. Wir erinnern nur daran, dass diese Glocke 1891 dem Seelandheim Worben verschenkt wurde, wo sie noch heute am neuen Küchentrakt, rund 6 bis 8 m hoch oben in besonderem Glockenstuhl hängt und morgens, mittags und abends zu den Mahlzeiten ruft. Eine zweite Glocke wurde im gleichen Jahre der Glockengiesserei J. Robert in Nancy verkauft. Darüber heisst es in einem Schlussbericht des Kirchgemeinderates von Lyss betreffend des neuen Kirchengeläutes und der Turmuhr aus dem Jahre 1892: «Die grössere Glocke im Gewicht von 287 Kilo, datierend aus dem Jahre 1679 und gegossen von A. Zehnder in Bern, trug folgende Inschrift: <Leut‘ ich den Menschen zuhar z‘kon, so wird euch d‘Säligkeit offen stahn zum Rich der Himmeln Gottes Trohn.> Darunter die Namen: Balthasar Beck, derzeit Predikant zu Lyss; Daniel Ris, Meyer; Stephan Möri, Statthalter; Durs Leffel, Kilchmeyer.»
Hierzu ist folgendes zu bemerken: Die Jahrzahl 1679 kann kaum stimmen; denn Balthasar Beck war Predikant von 1625 - 1657, Daniel Ris amtierte als Vorsitzender des Chorgerichtes von 1625 - 1637. Überdies hat eben derselbe Balthasar Beck im Chorgerichtsmanual unter dem Datum vom 4. November 1627 niedergeschrieben, dass Stephan, der Knecht von Daniel Ris, vor Chorgericht geladen wurde, «wägen dass er by nacht und näbel die grössere glocken in der kuchen anzogen, darab vii lüt übel erschrocken, und grosse unruw darmit angricht; verspricht (entschuldigt) sich, er heige es nit gern than, dann er habe ein schuflen in die kilchen thun wellen, welche er daruss entlehnt, und also ongferd mit der schuflen oben an das seil angefahren».
Neues Glockenspiel
Fest steht also, dass 1727 zwei Glocken im Turme hingen. Nur ein glücklicher Zufall könnte auf das genaue Datum ihres Entstehens führen. Beide Glocken mussten 1891 einem neuen Geläute weichen. Die vier neuen Glocken, total 3604 kg schwer. bedingten auch einen Umbau des Glockenstuhles. Die Firma Chappuis & Wolf in Nidau übernahmen die Konstruktion dieses eisernen Glockenstuhles im Gewicht von ungefähr 4000 kg um die runde Summe von 2’000 Franken. Nach einem ersten Plan sollte der elf Meter hohe schindelbedeckte schlanke Helm nicht abgeändert, sondern nur um etwa 8 m sukzessiv während der Erhöhung des Turmmauerwerkes und Glockenstuhleinbaues gehoben werden. Sehr starke Fäulnisschäden erzwangen jedoch eine Neukonstruktion. Man sah ebenfalls von einer Schindelbedachung ab. Spenglermeister Glaser in Lyss erhielt für das Eindecken des Glockenhauses mit Zinkblech, für Ablaufrohre, einen Kupfermantel auf der Helmspitze und vier Ornamente Fr. 681.30. Spenglermeister Hager in Bern verlangte Fr. 811.60 für das Eindecken des Helmes mit Zinkplatten und für den Blitzableiter. Das alte Mauerwerk wurde um 7,3 m erhöht, das Glockenhaus mass 3,20 m, der Helm bis und mit dem Knopf 11,35 m und die Stange mit der Wetterfahne 3,15 m. Total ergab das also eine Höhe von 36 m.
Diese Turmerhöhung samt Glockenstuhl und neuem Helm kostete die für heutige Begriffe unwahrscheinlich bescheidene Summe von total Fr. 10’275.58.
Die Giesserei J. Robert, Fils, in Nancy, lieferte die vier Glocken im Nettogewicht von 3604 kg für Fr. 12’253.60. Bei diesem Umbau erstand man auch eine Turmuhr mit Schlagwerk und vier Zeittafeln vom Fabrikanten Prêtre Asther in Rosureux für 2’014 Franken. Die totale Kostensumme betrug also rund 25’000 Franken.
Am Samstag, dem 1. August 1891, abends, läuteten erstmals die vier Glocken anlässlich der Bundesfeier. Das Geläute ertönte in einem Des-Dur-Akkord. Die schwerste Glocke, «Liebe», schlug den Grundton an. Sie wog 1840 kg. Die Terz-Glocke, «Glaube», war 905 kg schwer und trug die Inschrift: «Wir glauben all an einen Gott... » Auf der Quinte, «Hoffnung», 479 kg, las man aus Schillers Lied von der Glocke: «Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn ...» Die kleinste Glocke hiess «Friede» und wog 380 kg. Ihr Spruch: «Unser festliches Geläute Friede diesem Dorf bedeute.»
Der damalige Berichterstatter stellte fest, dass die ganze Bürgerschaft wie ein Mann für das Unternehmen eingestanden sei. «Opfersinn und kräftiges Zusammenhalten haben das langersehnte, schöne Werk ermöglicht.»
Besondere Beachtung verdient das Glockengeläute der alten Kirche. Wie schon erwähnt, wurde ums Jahr 1000 ein Glockenturm errichtet und eine Glocke gegossen. Ob es sich dabei um die 112 kg schwere Glocke aus vorreformatorischer Zeit handelt, mit der Inschrift in gotischen Kleinbuchstaben «lucas, marcus, matheus, johannes, amen», sei dahingestellt. Wir erinnern nur daran, dass diese Glocke 1891 dem Seelandheim Worben verschenkt wurde, wo sie noch heute am neuen Küchentrakt, rund 6 bis 8 m hoch oben in besonderem Glockenstuhl hängt und morgens, mittags und abends zu den Mahlzeiten ruft. Eine zweite Glocke wurde im gleichen Jahre der Glockengiesserei J. Robert in Nancy verkauft. Darüber heisst es in einem Schlussbericht des Kirchgemeinderates von Lyss betreffend des neuen Kirchengeläutes und der Turmuhr aus dem Jahre 1892: «Die grössere Glocke im Gewicht von 287 Kilo, datierend aus dem Jahre 1679 und gegossen von A. Zehnder in Bern, trug folgende Inschrift: <Leut‘ ich den Menschen zuhar z‘kon, so wird euch d‘Säligkeit offen stahn zum Rich der Himmeln Gottes Trohn.> Darunter die Namen: Balthasar Beck, derzeit Predikant zu Lyss; Daniel Ris, Meyer; Stephan Möri, Statthalter; Durs Leffel, Kilchmeyer.»
Hierzu ist folgendes zu bemerken: Die Jahrzahl 1679 kann kaum stimmen; denn Balthasar Beck war Predikant von 1625 - 1657, Daniel Ris amtierte als Vorsitzender des Chorgerichtes von 1625 - 1637. Überdies hat eben derselbe Balthasar Beck im Chorgerichtsmanual unter dem Datum vom 4. November 1627 niedergeschrieben, dass Stephan, der Knecht von Daniel Ris, vor Chorgericht geladen wurde, «wägen dass er by nacht und näbel die grössere glocken in der kuchen anzogen, darab vii lüt übel erschrocken, und grosse unruw darmit angricht; verspricht (entschuldigt) sich, er heige es nit gern than, dann er habe ein schuflen in die kilchen thun wellen, welche er daruss entlehnt, und also ongferd mit der schuflen oben an das seil angefahren».
Neues Glockenspiel
Fest steht also, dass 1727 zwei Glocken im Turme hingen. Nur ein glücklicher Zufall könnte auf das genaue Datum ihres Entstehens führen. Beide Glocken mussten 1891 einem neuen Geläute weichen. Die vier neuen Glocken, total 3604 kg schwer. bedingten auch einen Umbau des Glockenstuhles. Die Firma Chappuis & Wolf in Nidau übernahmen die Konstruktion dieses eisernen Glockenstuhles im Gewicht von ungefähr 4000 kg um die runde Summe von 2’000 Franken. Nach einem ersten Plan sollte der elf Meter hohe schindelbedeckte schlanke Helm nicht abgeändert, sondern nur um etwa 8 m sukzessiv während der Erhöhung des Turmmauerwerkes und Glockenstuhleinbaues gehoben werden. Sehr starke Fäulnisschäden erzwangen jedoch eine Neukonstruktion. Man sah ebenfalls von einer Schindelbedachung ab. Spenglermeister Glaser in Lyss erhielt für das Eindecken des Glockenhauses mit Zinkblech, für Ablaufrohre, einen Kupfermantel auf der Helmspitze und vier Ornamente Fr. 681.30. Spenglermeister Hager in Bern verlangte Fr. 811.60 für das Eindecken des Helmes mit Zinkplatten und für den Blitzableiter. Das alte Mauerwerk wurde um 7,3 m erhöht, das Glockenhaus mass 3,20 m, der Helm bis und mit dem Knopf 11,35 m und die Stange mit der Wetterfahne 3,15 m. Total ergab das also eine Höhe von 36 m.
Diese Turmerhöhung samt Glockenstuhl und neuem Helm kostete die für heutige Begriffe unwahrscheinlich bescheidene Summe von total Fr. 10’275.58.
Die Giesserei J. Robert, Fils, in Nancy, lieferte die vier Glocken im Nettogewicht von 3604 kg für Fr. 12’253.60. Bei diesem Umbau erstand man auch eine Turmuhr mit Schlagwerk und vier Zeittafeln vom Fabrikanten Prêtre Asther in Rosureux für 2’014 Franken. Die totale Kostensumme betrug also rund 25’000 Franken.
Am Samstag, dem 1. August 1891, abends, läuteten erstmals die vier Glocken anlässlich der Bundesfeier. Das Geläute ertönte in einem Des-Dur-Akkord. Die schwerste Glocke, «Liebe», schlug den Grundton an. Sie wog 1840 kg. Die Terz-Glocke, «Glaube», war 905 kg schwer und trug die Inschrift: «Wir glauben all an einen Gott... » Auf der Quinte, «Hoffnung», 479 kg, las man aus Schillers Lied von der Glocke: «Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn ...» Die kleinste Glocke hiess «Friede» und wog 380 kg. Ihr Spruch: «Unser festliches Geläute Friede diesem Dorf bedeute.»
Der damalige Berichterstatter stellte fest, dass die ganze Bürgerschaft wie ein Mann für das Unternehmen eingestanden sei. «Opfersinn und kräftiges Zusammenhalten haben das langersehnte, schöne Werk ermöglicht.»
Rettung trotz Abbruchhammer
Wer hätte es damals für möglich gehalten, dass schon nach 44 Jahren sowohl Glocken wie der Turm in Ungnade fallen und verschwinden würden? Wie das kam? Am Sonntag, dem 17. November 1935, wurde das Geläute der neuen Kirche geweiht; die alten Glocken hatten ausgedient. Wenige Tage später holte man sie vom Turme herunter. Neben den beinahe viermal so schweren neuen Glocken wurden sie nur noch als «hässliche kleine Entlein» angeschaut, und man verkaufte sie zum Preise von Fr. 1.10 per kg an die Glockengiesserei Rüetschi in Aarau. Nicht genug damit: die erste Orgel in der alten Kirche, die man 1919 von der Kirchgemeinde St. Beatenberg für 5’300 Franken erstanden hatte, wurde am 30. September 1935 für 1’750 Franken an die Diasporagemeinde Döttingen im Aargau verkauft. Und im Protokoll der ordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom 12. Januar 1936 heisst es: «An der alten Kirche wurde der Turm abgerissen.»
Wie von einem Krebsgeschwür befallen sah das arme alte Kirchlein aus, und viele Stimmen wurden laut: «Warum es noch dahinsiechen lassen? Warum nicht ganz weg damit?»
Rettung in letzter Minute
Doch mit der Zeit obsiegte die Einsicht, dass hier wirklich etwas historisch Erhaltenswürdiges vorliege. Man rief in Erinnerung, dass der Regierungsrat des Kantons Bern die Kirche am 19. Februar 1908 ins Inventar der Kunstaltertümer aufnahm.
Das half die letzten Widerstände gegen eine Renovation zu überwinden. Auch die Frage: nur Aussen- oder Totalerneuerung? war bald einmal entschieden.
Wer hätte es damals für möglich gehalten, dass schon nach 44 Jahren sowohl Glocken wie der Turm in Ungnade fallen und verschwinden würden? Wie das kam? Am Sonntag, dem 17. November 1935, wurde das Geläute der neuen Kirche geweiht; die alten Glocken hatten ausgedient. Wenige Tage später holte man sie vom Turme herunter. Neben den beinahe viermal so schweren neuen Glocken wurden sie nur noch als «hässliche kleine Entlein» angeschaut, und man verkaufte sie zum Preise von Fr. 1.10 per kg an die Glockengiesserei Rüetschi in Aarau. Nicht genug damit: die erste Orgel in der alten Kirche, die man 1919 von der Kirchgemeinde St. Beatenberg für 5’300 Franken erstanden hatte, wurde am 30. September 1935 für 1’750 Franken an die Diasporagemeinde Döttingen im Aargau verkauft. Und im Protokoll der ordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom 12. Januar 1936 heisst es: «An der alten Kirche wurde der Turm abgerissen.»
Wie von einem Krebsgeschwür befallen sah das arme alte Kirchlein aus, und viele Stimmen wurden laut: «Warum es noch dahinsiechen lassen? Warum nicht ganz weg damit?»
Rettung in letzter Minute
Doch mit der Zeit obsiegte die Einsicht, dass hier wirklich etwas historisch Erhaltenswürdiges vorliege. Man rief in Erinnerung, dass der Regierungsrat des Kantons Bern die Kirche am 19. Februar 1908 ins Inventar der Kunstaltertümer aufnahm.
Das half die letzten Widerstände gegen eine Renovation zu überwinden. Auch die Frage: nur Aussen- oder Totalerneuerung? war bald einmal entschieden.
Lydo 1969
Die gesamte Einwohnerschaft Kleinod bekundete durch persönliches Mitwirken am sogenannten Lydo, dem Lysser Dorffest 1969, dass sie willens sei, das Werk zum guten Ende zu führen. Tagelang, ja wochenlang wurde vor jenem denkwürdigen Dorffest in freien Stunden gebastelt, gehäkelt, geschneidert, gemalt, gebacken. Und am Festtag selbst fanden die so reichlich geschenkten Kostbarkeiten an den Marktständen prächtigen Absatz. Die «Spanisch-Brötli-Bahn», eine Tombola, Kabarett, Schiessbuden und Tanzböden trugen dazu bei, dass der Kirchgemeinde schliesslich über 62’000 Franken abgeliefert werden konnten. Die Einwohnergemeinde ihrerseits schenkte 50’000 Franken, der Kanton 6’000 Franken, und die Eidgenössische Denkmalpflege leistete gegen 70’000 Franken. Am 26. Juni 1974 wurde die Bauabrechnung im Betrage von Fr. 452’229.05 für Innenrenovationen, Dachreiter und Umgebungsarbeiten sowie Fr. 95’653.10 für die neue Orgel (11 Register) auf der Empore einhellig genehmigt. Diese ersetzt das Werk aus den Jahren 1903 - 1918, welches 1903 für den Beatenberg gebaut und 1918 von dort käuflich erworben wurde. Im Dachreiter hängt eine neue, 120 kg schwere Glocke, eine Stiftung unseres Mitbürgers Hans Bigler - Spring. Mit heller Stimme (fis) ruft sie in schöner Harmonie mit ihren grossen Schwestern in der neuen Kirche nebenan zu besonderen Anlässen.
Die gesamte Einwohnerschaft Kleinod bekundete durch persönliches Mitwirken am sogenannten Lydo, dem Lysser Dorffest 1969, dass sie willens sei, das Werk zum guten Ende zu führen. Tagelang, ja wochenlang wurde vor jenem denkwürdigen Dorffest in freien Stunden gebastelt, gehäkelt, geschneidert, gemalt, gebacken. Und am Festtag selbst fanden die so reichlich geschenkten Kostbarkeiten an den Marktständen prächtigen Absatz. Die «Spanisch-Brötli-Bahn», eine Tombola, Kabarett, Schiessbuden und Tanzböden trugen dazu bei, dass der Kirchgemeinde schliesslich über 62’000 Franken abgeliefert werden konnten. Die Einwohnergemeinde ihrerseits schenkte 50’000 Franken, der Kanton 6’000 Franken, und die Eidgenössische Denkmalpflege leistete gegen 70’000 Franken. Am 26. Juni 1974 wurde die Bauabrechnung im Betrage von Fr. 452’229.05 für Innenrenovationen, Dachreiter und Umgebungsarbeiten sowie Fr. 95’653.10 für die neue Orgel (11 Register) auf der Empore einhellig genehmigt. Diese ersetzt das Werk aus den Jahren 1903 - 1918, welches 1903 für den Beatenberg gebaut und 1918 von dort käuflich erworben wurde. Im Dachreiter hängt eine neue, 120 kg schwere Glocke, eine Stiftung unseres Mitbürgers Hans Bigler - Spring. Mit heller Stimme (fis) ruft sie in schöner Harmonie mit ihren grossen Schwestern in der neuen Kirche nebenan zu besonderen Anlässen.